9 Ekim 2013 Çarşamba

Geschichte und Geschichtsbegriffe in der zeitgenössischen Kunst

                                                                                                                                             

Geschichte und Geschichtsbegriff in der Kunst und Gegenwart


Geschichte bringt Vergangenes in eine Erzählung. Es werden neue Konfigurationen und Zukunftsdimension  in der Kunst deutlicher.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern aber die Erzählung von Vergangenem schon.                       Die Weise der Erzählungen sind gravierend für eine Situierung in der Gegenwart.
Die Kunst- und Geschichtswissenschaft  rekonstruiert historischer Ereignisse im Kontext mit möglichst verbindlichen Narrativen,  aber die Objektivität , die die Geschichtsschreibung (nicht die Künstler) für sich beansprucht, und die kohärente Narration darf und soll/kann aufgesprengt werden.

Kunst kommt beim Eingriff  in bestehende Zusammenhänge, d. h. bei der Dekonstruktion bekannter Geschichtsbilder oder dem Entwurf alternativer Narrationen zum Tragen. 
 Auch der lineare Zeitverlauf, Kausalität, teleologische Entwicklung und die Verwaltung des geschichtlichen Materials in Archiven und Museen spielen eine Rolle. Die Geschichte soll „von unten“ , also nicht aus der Perspektive des Staates geschrieben werden, dies ist eine moderne Auffassung von Geschichte, die erstmalig und v.a. Walter Benjamin formuliert hat.
Auch das Prinzip „Objektivität vor Subjektivität sollte beachtet werden, ich meine damit, das Objektivität wichtiger erscheint als Subjektivität. Ebenso die Selbstreflexivität  in Bezug auf das Material und die historische Positionierung.
Wilson situierte seine Arbeit u.a. im Bürgerkrieg. Der Bürgerkrieg war relevant für Baltimore; die Perspektive der schwarzen Bevölkerung kam bis dahin nicht in der musealen Repräsentation vor. Er fand Objekte im Archiv die den institutionellen Rassismus deutlich macht. Anhand dieser Objekte hat er eine andere Geschichte erzählt, und dabei auch das Format der Ausstellungen und die Techniken der Präsentation aufgegriffen, wie zum Beispiel  eine speziell konzipierte Raumabfolge oder  eine thematische Farbwahl. Die Objekte, die von der Geschichte der Sklaverei erzählen, hat er mit anderen Objekten in einen Zusammenhang gebraucht, so etwa die  die Gegenüberstellung von Büsten der Profiteure der Sklaverei und die leeren Sockel mit den Namen der Aboitionisten, um auf das Fehlen der Büsten der Abolitionisten aufmerksam zu machen.
In der Museumsrhetorik kommentieren sich Objekte gegenseitig, die Erzählweise und das mitthematisierte Narrativ ist im Zusammenhang aussagekräftiger als die Objekte an sich.
Geschichte und Geschichtsbegriffe in der zeitgenössischen Kunst :

Die Exemplarität der Objekte statt der expliziten Kausalität und konfrontative Verknüpfung. 
Christ Marker und Alain Resnais nehmen in ihrem Film„ Les status meurent aussi.“  eine Position gegen die Praxis der Musealisierung ein und untersuchen die Transformation afrikanischer Kunst durch Kolonialisation. 
Der Ausgangspunkt ist die afrikanische Kunst, die sich im Naturhistorischen Museum befindet statt im Louvre.
Montiert wird  Material, das Marker/Resnais im Museum gedreht haben mit Archivmaterial aus der Zeit des Kolonialismus.
Die zehnjährige Zensur suggeriert bei Herauskommen 1953 kein Missverständnis.  Es gibt eine grundsätzliche Kritik an der Musealisierungspraxis: Die Objekte im Museum sind tot => Die Objekte sollen zum Sprechen gebracht werden, am besten durch das Herausgreifen aus Lebenssituationen: Das „Museum tötet Kunst“ ( vergleiche Groys ).
Afrikanische Objekte wurden in europäische Museum verfrachtet, klassifiziert und im „ Paradies der Formen“ konserviert (imaginäres Museum: Malraux),
Marker/Resnais kritisieren die Verkunstung.
Die Präsentation der  Skulpturen trage nach Marker/Resnais dazu bei, dass die Geschichte Afrikas zum Rätsel wird. Sie trägt auch dazu bei, dass Afrika nach wie vor als geschichtsloser Kontinent wahrgenommen wird.
Deshalb gilt Afrika in der Regel als geschichtsloser Kontinent. Die Objekte werden vor schwarzem Hintergrund dann vor hellem Grund betrachtet, um die Kunst zu erklären. Die Essenz afrikanischer Kunst: Die Trivialisierung der Objekte zu Dekoration und die Entfremdung der künstlerischen Tätigkeit. Es werden Modellstädte mit Labormäusen parallelisiert.
Der Sport (etc.) wird als Metamorphosen der afrikanischen Kunst betrachtet. Dies endet mit der humanistischen Proklamation: Kein Bruch mit der europäischen Kunst, die Menschheit siegt, das gelte gleichermaßen für schwarz und weiß.
Es findet eine Etablierung eines schöpferisch kraftvollen Bildes des afrikanischen Kontinents statt, eine Transformation der traditionellen Kunst in moderne Kultur.
Die Auswertung der filmischen Mittel: Es wird Material aus Weltausstellungen über den Ausbau von  Handelsbeziehungen betrachte, sowie die Überlegenheit des europäischen Blicks, also  Verfügbarkeit der Welt zum Beispiel Kultur (etc.).
Die afrikanische Kunst wird in der europäischen Konstruktion von "Afrika" im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als Mittel zur Betrachtung des eigenen Ursprungs genutzt. Es findet eine Vergeschichtlichung der afrikanischen Kunst statt.  Es geht darum, dass sie in eine europäische Fortschrittserzählung eingegliedert wurden und dabei an den Anfang der Kunstentwicklung gestellt wurden. Als Figuren des Anfangs sind sie zwar in ein entwicklungsgeschichtliches Narrativ eingegliedert, ihnen selbst aber wurde Geschichtlichkeit abgesprochen. Afrika wird als Beispiel der Kindheit der Menschheit betrachtet, als Studium der Vergangenheit. Daraus erfolgt eine Stillstellung aus der Geschichte und eine Mitadressierung durch Kritik der Musealisierung. Das Medium des Films wird bezüglich des zeitlichen Index (vgl. Barthes) und der Inszenierungsformen betrachtet, zum Beispiel schnelle Schnitte, Kamerafahrten, Zoom oder große Aufnahmen. Man betrachtet den bewegten Hintergrund („Befreiung aus Vitrinen“), analysiert den Kolonialfilm. Der Film wird hier als Medium der Verlebendigung und der Befreiung aus den Vitrinen eingesetzt und gegen die Praxis der "mortifizierenden" Musealisierung gestellt.

Die Geschichte und der Geschichtsbegriff
Kader Attia : The Repair
Zwischen Museum und dem Archiv:
Ein Kommentar auf den europäischen Exotismus (Primitivismus), Torsionen, Entstellung (Picasso) von anderen Seite entgegengehalten: Das Monströse und die Faszination für Gewalt bei den anderen und die Ausblendung von Gewalt Monstrositäten in eigener Kultur.
Reparatur: Die  Spuren der Reparatur bleiben bestehen (statt Wiederherstellung ohne Spur). Selektionsprozess: Die reparierten Objekte landen üblicherweise nicht  im Museum. Es gibt eine Überlagerung von Spuren, Kategorisierungen werden vermischt, die Vorstellung von Ganzheit werden verwischt aber:  Phantasmagorie, die meisten Objekte/Artefakte wurden restauriert.
Fragmente: Was ist notwendige Unvollständigkeit?
Ruinenromantik: Wird im Kontext von Institutionskritik betrachtet 

Wilson vs. Attia? Attia adressiert kein konkretes Museum, also eine modellhaftere Betrachtung und kein konkreter Vorschlag für die Änderung von Museumspraxis. Daraus folgt die Diskursproduktion (andere Zeitlichkeit).
Künstlerische Fragen entstehen in beiden Fällen durch einen gewissen Mangel der gesellschaftlichen Repräsentation, argumentieren beide eher von den Rändern: Auf diese Weise werden etablierte Narrationen befragbar und die „Normalität“ hinterfragt.

Unter Reparatur versteht Kader Attia eine Art Fortsetzung: alles verknüpft sich, schliesst
sich an. Dabei ist es eine Zusammenführung von unterschiedlichen Teilen, wie Wissenschaft, Politik, Kultur und Natur. In seinen Werken wir häufig auf den ersten Blick die Zusammenführung nicht ersichtlich. Erst nach intensiver Beschäftigung mit den vermuteten Abweichungen werden die verbindenden Elemente sichtbar. Reparatur bedeutet in diesem Sinne nicht Ersatz, sondern ein Transfer – durch Hinzufügen – zu einem Ganzen.


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