Geschichte und Geschichtsbegriff in der Kunst und Gegenwart
Geschichte bringt Vergangenes in eine Erzählung. Es werden neue Konfigurationen und Zukunftsdimension in der Kunst deutlicher.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern aber die Erzählung von Vergangenem schon. Die Weise der Erzählungen sind gravierend für eine Situierung in der Gegenwart.
Die Kunst- und Geschichtswissenschaft rekonstruiert historischer Ereignisse im Kontext mit möglichst verbindlichen Narrativen, aber die Objektivität , die die Geschichtsschreibung (nicht die Künstler) für sich beansprucht, und die kohärente Narration darf und soll/kann aufgesprengt werden.
Kunst kommt beim Eingriff in bestehende Zusammenhänge, d. h. bei der Dekonstruktion bekannter Geschichtsbilder oder dem Entwurf alternativer Narrationen zum Tragen.
Auch der lineare Zeitverlauf, Kausalität, teleologische Entwicklung und die Verwaltung des geschichtlichen Materials in Archiven und Museen spielen eine Rolle. Die Geschichte soll „von unten“ , also nicht aus der Perspektive des Staates geschrieben werden, dies ist eine moderne Auffassung von Geschichte, die erstmalig und v.a. Walter Benjamin formuliert hat.
Auch das Prinzip „Objektivität vor
Subjektivität sollte beachtet werden, ich meine damit, das Objektivität
wichtiger erscheint als Subjektivität. Ebenso die Selbstreflexivität in Bezug auf das Material und die historische
Positionierung.
Wilson
situierte seine Arbeit u.a. im Bürgerkrieg. Der Bürgerkrieg war relevant für
Baltimore; die Perspektive der schwarzen Bevölkerung kam bis dahin nicht in der
musealen Repräsentation vor. Er fand Objekte im Archiv die den institutionellen
Rassismus deutlich macht. Anhand dieser Objekte hat er eine andere Geschichte
erzählt, und dabei auch das Format der Ausstellungen und die Techniken der
Präsentation aufgegriffen, wie zum Beispiel
eine speziell konzipierte Raumabfolge oder eine thematische Farbwahl. Die Objekte, die
von der Geschichte der Sklaverei erzählen, hat er mit anderen Objekten in einen
Zusammenhang gebraucht, so etwa die die
Gegenüberstellung von Büsten der Profiteure der Sklaverei und die leeren Sockel
mit den Namen der Aboitionisten, um auf das Fehlen der Büsten der
Abolitionisten aufmerksam zu machen.
In
der Museumsrhetorik kommentieren sich Objekte gegenseitig, die Erzählweise und das mitthematisierte Narrativ
ist im Zusammenhang aussagekräftiger als die Objekte an sich.
Geschichte und Geschichtsbegriffe in der
zeitgenössischen Kunst :
Die Exemplarität der Objekte statt der expliziten Kausalität und konfrontative Verknüpfung.
Christ Marker und Alain Resnais nehmen in ihrem Film„ Les status meurent aussi.“ eine Position gegen die Praxis der Musealisierung ein und untersuchen die Transformation afrikanischer Kunst durch Kolonialisation.
Der Ausgangspunkt ist die afrikanische Kunst, die sich im Naturhistorischen Museum befindet statt im Louvre.
Montiert wird Material, das Marker/Resnais im Museum gedreht haben mit Archivmaterial aus der Zeit des Kolonialismus.
Die Exemplarität der Objekte statt der expliziten Kausalität und konfrontative Verknüpfung.
Christ Marker und Alain Resnais nehmen in ihrem Film„ Les status meurent aussi.“ eine Position gegen die Praxis der Musealisierung ein und untersuchen die Transformation afrikanischer Kunst durch Kolonialisation.
Der Ausgangspunkt ist die afrikanische Kunst, die sich im Naturhistorischen Museum befindet statt im Louvre.
Montiert wird Material, das Marker/Resnais im Museum gedreht haben mit Archivmaterial aus der Zeit des Kolonialismus.
Die
zehnjährige Zensur suggeriert
bei Herauskommen 1953 kein Missverständnis. Es gibt eine
grundsätzliche Kritik an der Musealisierungspraxis: Die Objekte im Museum sind
tot => Die Objekte sollen zum Sprechen gebracht werden, am besten durch das
Herausgreifen aus Lebenssituationen: Das „Museum tötet Kunst“ ( vergleiche Groys
).
Afrikanische Objekte wurden in europäische Museum verfrachtet, klassifiziert und im „ Paradies der Formen“ konserviert (imaginäres Museum: Malraux), Marker/Resnais kritisieren die Verkunstung.
Afrikanische Objekte wurden in europäische Museum verfrachtet, klassifiziert und im „ Paradies der Formen“ konserviert (imaginäres Museum: Malraux), Marker/Resnais kritisieren die Verkunstung.
Die
Präsentation der Skulpturen trage nach
Marker/Resnais dazu bei, dass die Geschichte Afrikas zum Rätsel wird. Sie trägt
auch dazu bei, dass Afrika nach wie vor als geschichtsloser Kontinent
wahrgenommen wird.
Deshalb
gilt Afrika in der Regel als geschichtsloser Kontinent. Die Objekte werden vor
schwarzem Hintergrund dann vor hellem Grund betrachtet, um die Kunst zu
erklären. Die Essenz afrikanischer Kunst: Die Trivialisierung der Objekte zu
Dekoration und die Entfremdung der künstlerischen Tätigkeit. Es werden
Modellstädte mit Labormäusen parallelisiert.
Der
Sport (etc.) wird als Metamorphosen der afrikanischen Kunst betrachtet. Dies
endet mit der humanistischen Proklamation: Kein Bruch mit der europäischen
Kunst, die Menschheit siegt, das gelte gleichermaßen für schwarz und weiß.
Es
findet eine Etablierung eines schöpferisch kraftvollen Bildes des afrikanischen
Kontinents statt, eine Transformation der traditionellen Kunst in moderne
Kultur.
Die
Auswertung der filmischen Mittel: Es wird Material aus Weltausstellungen über
den Ausbau von Handelsbeziehungen betrachte,
sowie die Überlegenheit des europäischen Blicks, also Verfügbarkeit der Welt zum Beispiel Kultur
(etc.).
Die
afrikanische Kunst wird in der europäischen Konstruktion von "Afrika"
im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als Mittel zur Betrachtung des eigenen
Ursprungs genutzt. Es findet eine Vergeschichtlichung der afrikanischen Kunst
statt. Es geht
darum, dass sie in eine europäische Fortschrittserzählung eingegliedert wurden
und dabei an den Anfang der Kunstentwicklung gestellt wurden. Als Figuren des
Anfangs sind sie zwar in ein entwicklungsgeschichtliches Narrativ
eingegliedert, ihnen selbst aber wurde Geschichtlichkeit abgesprochen. Afrika wird als Beispiel der Kindheit der Menschheit
betrachtet, als Studium der Vergangenheit. Daraus erfolgt eine Stillstellung
aus der Geschichte und eine Mitadressierung durch Kritik der Musealisierung.
Das Medium des Films wird bezüglich des zeitlichen Index (vgl. Barthes) und der
Inszenierungsformen betrachtet, zum Beispiel schnelle Schnitte, Kamerafahrten,
Zoom oder große Aufnahmen. Man betrachtet den bewegten Hintergrund („Befreiung
aus Vitrinen“), analysiert den Kolonialfilm. Der Film wird hier als Medium der
Verlebendigung und der Befreiung aus den Vitrinen eingesetzt und gegen die
Praxis der "mortifizierenden" Musealisierung gestellt.
Die Geschichte und der Geschichtsbegriff
Kader Attia : The Repair
Zwischen Museum und dem Archiv:
Ein
Kommentar auf den europäischen Exotismus (Primitivismus), Torsionen,
Entstellung (Picasso) von anderen Seite entgegengehalten: Das Monströse und die
Faszination für Gewalt bei den anderen und die Ausblendung von Gewalt
Monstrositäten in eigener Kultur.
Reparatur:
Die Spuren der Reparatur bleiben
bestehen (statt Wiederherstellung ohne Spur). Selektionsprozess: Die
reparierten Objekte landen üblicherweise nicht
im Museum. Es gibt eine Überlagerung von Spuren, Kategorisierungen
werden vermischt, die Vorstellung von Ganzheit werden verwischt aber: Phantasmagorie, die meisten Objekte/Artefakte
wurden restauriert.
Fragmente:
Was ist notwendige Unvollständigkeit?
Ruinenromantik:
Wird im Kontext von Institutionskritik betrachtet
Wilson vs. Attia? Attia adressiert kein konkretes Museum, also eine modellhaftere Betrachtung und kein konkreter Vorschlag für die Änderung von Museumspraxis. Daraus folgt die Diskursproduktion (andere Zeitlichkeit).
Künstlerische Fragen entstehen in beiden Fällen durch einen gewissen Mangel der gesellschaftlichen Repräsentation, argumentieren beide eher von den Rändern: Auf diese Weise werden etablierte Narrationen befragbar und die „Normalität“ hinterfragt.
Wilson vs. Attia? Attia adressiert kein konkretes Museum, also eine modellhaftere Betrachtung und kein konkreter Vorschlag für die Änderung von Museumspraxis. Daraus folgt die Diskursproduktion (andere Zeitlichkeit).
Künstlerische Fragen entstehen in beiden Fällen durch einen gewissen Mangel der gesellschaftlichen Repräsentation, argumentieren beide eher von den Rändern: Auf diese Weise werden etablierte Narrationen befragbar und die „Normalität“ hinterfragt.
Unter
Reparatur versteht Kader Attia eine Art Fortsetzung: alles verknüpft sich,
schliesst
sich an. Dabei ist es eine Zusammenführung von unterschiedlichen Teilen, wie Wissenschaft, Politik, Kultur und Natur. In seinen Werken wir häufig auf den ersten Blick die Zusammenführung nicht ersichtlich. Erst nach intensiver Beschäftigung mit den vermuteten Abweichungen werden die verbindenden Elemente sichtbar. Reparatur bedeutet in diesem Sinne nicht Ersatz, sondern ein Transfer – durch Hinzufügen – zu einem Ganzen.
sich an. Dabei ist es eine Zusammenführung von unterschiedlichen Teilen, wie Wissenschaft, Politik, Kultur und Natur. In seinen Werken wir häufig auf den ersten Blick die Zusammenführung nicht ersichtlich. Erst nach intensiver Beschäftigung mit den vermuteten Abweichungen werden die verbindenden Elemente sichtbar. Reparatur bedeutet in diesem Sinne nicht Ersatz, sondern ein Transfer – durch Hinzufügen – zu einem Ganzen.
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